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Wie schädigt Alkohol das sich entwickelnde Gehirn?


Trinkt eine schwangere Frau Alkohol, so gelangt dieser in ihren Blutkreislauf. Der Blutkreislauf der Mutter ist mit dem des Fötus über die Plazenta verbunden. Die Plazentaschranke filtert den Alkohol nicht aus, und so gelangt er ungehindert in den Blutkreislauf des Fötus.


Nach kurzer Zeit erreicht der Alkoholspiegel des Fötus den der Mutter. Da die Leber des Fötus noch nicht entwickelt ist, dauert der Abbau des Alkohols um ein Vielfaches länger als bei der Mutter. Die giftigen Eigenschaften wirken daher sehr lange auf den Fötus ein.


Beim Abbau von Alkohol entstehen giftige Abfallprodukte, die die embryonalen Zellen angreifen und in ihrem Wachstum beeinträchtigen. Das kindliche Gewebe entwickelt sich dadurch fehlerhaft oder nicht ausreichend. Das Gehirn ist dabei besonders gefährdet, da die Abbauprodukte von Alkohol wie ein Nervengift wirken.


Es kann schon großer Schaden angerichtet werden, bevor die Frau überhaupt bemerkt, dass sie schwanger ist. Während des ersten Lebensmonats eines Babys organisieren sich die Zellen, um zu den inneren Organen des Babys zu werden - einschließlich des Gehirns und des Rückenmarks.


Alkohol beeinträchtigt die Fähigkeit, Zellen zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu mobilisieren, zu differenzieren, zu vermehren und zu replizieren - insbesondere Zellen im Gehirn und im Zentralnervensystem. Beide entwickeln sich während der Schwangerschaft jeden Tag weiter.


Da dieser Prozess durch die Auswirkung von Alkohol auf die Zellen blockiert oder verändert wird, treten Probleme auf:


  • Teile des Gehirns sind kleiner als normal oder fehlen sogar teilweise
  • Nervenverbindungen zwischen Gehirnzellen bilden sich nicht richtig
  • Das beeinträchtigt die Wahrnehmung der Kinder stark - sie haben zB eine viel höhere oder viel niedrigere Schmerzschwelle
  • Zellen migrieren in falsche Bereiche, das bedeutet, dass Nervenzellen nicht an die Plätze gelangen, wo sie arbeiten müssten - sie befinden sich an anderen Stellen. So entsteht ein neurologisches Chaos im Kopf
  • Beschädigte Gehirnzellen sowie Nervenzellen und  Fasern im Rückenmark übertragen Informationen schlecht oder sie "feuern aus", wie ein Elektrokabel mit ausgefranster Isolierung

All dies summiert sich zu Schäden, die sich auf jeden Aspekt des Lebens des Kindes (bzw. später des Erwachsenen) auswirken.

Entscheidend ist das Entwicklungsstadium des Gehirns zum Zeitpunkt der Einwirkung des Alkohols. Entwickelt sich z.B. in der 12. Woche der Schwangerschaft das Sehzentrum, dann wird in diesem Bereich eine Schädigung entstehen.

Das ist auch der Grund dafür, dass FASD-Betroffene sehr unterschiedliche Beeinträchtigungen aufweisen. Man spricht daher von einer Spektrumstörung.


Alkohol ist die gefährlichste Droge für das Gehirn

Dr. Jeff Wozniak, Leiter der Forschungsabteilung FASD an der Universität von Minnesota hat in seinem Leben viele Kinder gesehen, die an FASD leiden. Er hat erkannt, dass diese Kinder eine ganz spezifische Kombination von Schädigungen zeigen. Ihre Verhaltensauffälligkeiten und ihr schlechtes Urteilsvermögen hat ihn dazu geführt, die Gehirne der Kinder genauer zu untersuchen. Er hat dabei festgestellt, dass die Gehirnvernetzungen dieser Kinder zum Teil erheblich zerstört wurden.

"Verglichen mit anderen Drogen verursacht Alkohol die schwersten, lebenslangen Verhaltensauffälligkeiten, weit mehr als Opioide, Kokain, Meth oder Marijuana", sagt Dr. Wozniak. "Alkohol ist die gefährlichste Droge für das sich entwickelnde Gehirn, das hat nichts mit Legalität oder Moral zu tun, sondern nur mit der biologischen Zusammensetzung von Alkohol."


Quelle:

https://minnesota.cbslocal.com/2019/09/10/doctor-warns-alcohol-is-the-most-dangerous-substance-to-unborn-babies/



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