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Leben mit FASD


Abgesehen von möglichen körperlichen Problemen, wie z.B. Herzgeräusche, Herzfehler, Augenprobleme, Schluckbeschwerden etc., gibt es zahlreiche weitere Probleme, die Menschen mit FASD das Leben schwer machen. Hier werden in der Folge beispielhaft einige mögliche Schwierigkeiten aufgelistet:


Frühe Kindheit

  • gestörter Schlafrhythmus
  • Regulationsstörungen

     - exzessive Schreiphasen

     - Schwierigkeiten bei Nahrungsaufnahme wegen verzögerter Reifung des Saug-

       und Schluckreflexes

  • Infektanfälligkeit (vor allem obere Atemwege, Mittelohr)
  • unterschiedliche Wahrnehmungen bezogen auf Schmerz, Kälte, Wärme/Hitze, Berührungen, usw.


Kindheit und Vorschulalter

In diesem Alter fällt meist deutlicher auf, dass Gewicht, Länge und Kopfumfang im unteren Bereich der Norm liegt:


  • Entwicklungsstörung der motorischen Fähigkeiten – es treten oft Probleme beim Ballspielen, Roller- und Fahrradfahren auf, die Kinder wirken ungeschickt
  • Schlechte Hand- Augenkoordination, äußert sich z.B. beim Malen
  • Motorische Unruhe
  • Fehlende Gefahreneinschätzung
  • Verzögerte Sprachentwicklung – reden ununterbrochen
  • Manche Kinder haben wiederum sehr gute sprachliche Fähigkeiten und können zB phantasievoll über angeblich selbst erlebte Geschichten fabulieren
  • Gedächtnisstörungen

      - Können sich Abläufe nicht merken

      - Leiden an Konzentrationsstörungen

     - Regeln müssen täglich neu erlernt und wiederholt eingeübt werden

     - Können keine Verbindung zwischen Handeln und Konsequenzen herstellen

       Diese Vergesslichkeit wird vom Umfeld (Eltern, Erzieher, Lehrer, Nachbar) oft nicht richtig 

     eingeordnet, sie reagiert mit Unverständnis und hält diese Kinder schnell für „unwillig“

     oder „schlecht erzogen“

  • Störung der sozialen Wahrnehmung

     - Nehmen die Umwelt anders wahr als ihre Altersgenossen

     - Können die Bedürfnisse und Reaktionen der anderen nicht richtig einschätzen

     - Viele haben eine mangelnde Impulskontrolle, verhalten sich dominant und werden leicht 

   übergriffig – die Folge ist häufig der Rückzug der anderen Kinder,  was zu einer

      zunehmenden Isolation der Betroffenen führt     

     - Verstehen nicht was Freundschaft ist; das heißt sie sind zu einer konstanten Beziehung

   nicht in der Lage, bezeichnen jeden als ihren „Freund“ auch wenn sie nur kurz Kontakt hatten


    Die betroffenen Kinder werden früh von ihrem Umfeld als „anders“ wahrgenommen und

   auf Grund ihres Verhaltens als „unerzogen“ und „unmöglich“ abgelehnt.


   Hierzu kommt, dass auch zunehmend Symptome einer ADHS hervorkommen können



Schulalter

  • Leistungsschwierigkeiten - je höher die Anforderungen werden, desto größer wird der Lernrückstand; vor allem Mathematik, wo abstraktes Denken gefordert ist, macht Schwierigkeiten.
  • schlechtes Raum/Zeitgefühl; können oft die analoge Uhr nicht lesen, können Zeitangaben - wie etwa 1 Stunde - nur schlecht einschätzen
  • werden häufig von anderen abgelehnt

      - es kommt nicht selten zu Mobbing

      - diese Kinder wollen sich beliebt machen, geraten dadurch aber oft an "falsche" Freunde

        und werden ausgenutzt.

  • Störung der exekutiven Funktion - das bedeutet, dass auch bei Vorliegen eines "normalen" IQ folgende Schwierigkeiten bestehen:

      - Im Bereich der Aufmerksamkeit können wichtige von unwichtigen Dingen nicht unterschieden, 

        Unwichtiges nicht unterdrückt werden

      - Probleme mit der Ablauforganisation des Alltages - es werden genaue Anleitungen benötigt.

      - Erfahrungen können nur schlecht gespeichert werden, es wird daher wiederholt das Gleiche 

        falsch gemacht


Folgen:


Die Kinder wollen mit zunehmendem Alter, ebenso wie ihre Altersgenossen, selbständig sein, können dies aber auf Grund der vorliegenden Beeinträchtigungen nicht. Sie benötigen daher ein höheres Maß an Beaufsichtigung und Anleitung. Das führt in der Regel dazu, dass sich die Konflikte mit den Eltern häufen.

Die Kinder nehmen die Ablehnung durch die Altersgenossen immer stärker wahr

Die Kinder sind häufig mit ihrem Schulversagen konfrontiert.

All das kann letztlich zu depressivem Rückzug, Entwicklung von Ängsten, aggressivem Verhalten, Schule-Schwänzen, Lügen und Stehlen uvm. führen.


Jugend und Adoleszenz

Die bereits beschriebenen Probleme auf Grund der hirnorganischen  Schädigung bleiben bestehen.

Vor allem das fehlende abstrakte Denken, die Störung der Exekutivfunktionen, das mangelnde Gefühl für Zeit und Raum sowie die geringe Fähigkeit, mit Geld umzugehen, machen mit zunehmendem Alter auf Grund der „erwarteten“ Fähigkeiten massive Schwierigkeiten.

Letztlich sind das die Ursachen weshalb Schulabschlüsse nicht erreicht werden und häufig auch Lehrabschlüsse nicht geschafft werden.

Die erwachende Sexualität kann ebenfalls zu weiteren Problemen führen.

Mädchen sind gutgläubig, lassen sich oft ausnutzen, können die Folgen nicht abschätzen und setzen sich der Gefahr von Krankheiten oder ungewollten Schwangerschaften aus.

Männliche Jugendliche laufen wieder häufiger Gefahr, eine kriminelle Laufbahn einzuschlagen, da sie leicht dazu neigen, „falschen“ Freunden zu vertrauen und jeden „Unsinn“ mitzumachen.


Erwachsenenalter

Die Probleme bleiben auch im Erwachsenenalter bestehen. Aber in diesem Alter wird leider noch viel seltener an die Diagnose FAS gedacht. Es werden vielmehr psychische Diagnosen gestellt, in diesem Bereich Behandlungsversuche unternommen, welche aber letztendlich zu keiner Verbesserung der Symptomatik führen.


Die betroffenen Erwachsenen

  • halten soziale Regeln oft nicht ein
  • sind wegen Schlafstörungen oft erschöpft und reizbar
  • sind leicht beeinflussbar von stärkeren Persönlichkeiten
  • haben Wutausbrüche, wenn sie aufgefordert werden, irgendetwas zu machen, was ihnen übertrieben oder unvernünftig erscheint
  • sind sehr anfällig, abhängige Verhältnisse anzufangen, die dann oft in Gewalttätigkeiten übergehen
  • sind oft unfähig, Medikamente regelmäßig einzunehmen. (z.B. Pille)
  • sind anfällig für Panikattacken, Depressionen, Suizidgedanken, geistige und emotionelle Überlastungen
  • sind besonders oft unfähig, mit Geld umzugehen
  • haben häufig Probleme mit der Haushaltsführung


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